Foto: Klaus-Dieter Hahn;
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(25. März 2021) Wollbach – Das Bayerische Dorferneuerungsprogramm kann auf eine 40-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. In dieser Zeit hat sich die Dorferneuerung vom reinen Förderinstrument „zur größten und erfolgreichsten Bürgerbewegung im ländlichen Raum Bayerns“ entwickelt. Mit diesen Worten umriss Jürgen Eisentraut, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Unterfranken, den Werdegang der Dorferneuerung. Sinnbildlich werden in Bayern 40 Linden gepflanzt. Eine davon steht nun am Dorfplatz in Wollbach, Landkreis Rhön-Grabfeld.
Am 19. Mai 1982 hatte der Landtag die Aufstellung des Bayerischen Dorferneuerungsprogramms beschlossen. Was als Antwortversuch auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft und auf die entsprechenden Auswirkungen auf die Bevölkerung sowie das Erscheinungsbild der Dörfer begann, ist längst unverzichtbarer Bestandteil der Ländlichen Entwicklung geworden. Was damals Neuland war, ist heute geradezu Selbstverständlichkeit. Die Menschen wurden darin bestärkt, sich persönlich einzubringen und sich aktiv zu engagieren. Die politisch Verantwortlichen in den Gemeinden haben erfahren, dass gemeinsam mit der Bevölkerung entwickelte Projekte auf wesentlich solideren Beinen stehen, als wenn sie aus dem Rathaus vorgegeben werden. Auch nach vierzig Jahren ist kein Stillstand zu verzeichnen: In Unterfranken sind aktuell in 245 Dorferneuerungen in ca. 330 Ortschaften zahllose Bürgerinnen und Bürger mit viel Engagement dabei, gemeinsam das eigene Dorf als Lebensraum so zu gestalten, dass sich alle Generationen und Bevölkerungsgruppen wohlfühlen können und nötige Infrastrukturen vorhanden sind.
Die Neugestaltung des Dorfplatzes in Wollbach bildet das Filetstück der Flurneuordnung mit umfassender Dorferneuerung. In der Bodenordnung konnten 582 ha landwirtschaftliche Nutzfläche neu geregelt werden. Hierzu waren 290 Besitzstände zu beteiligen. Gegen die Bekanntgabe des Flurbereinigungsplans wurden keine Widersprüche eingelegt. Im Ort erwirkte die Ausreichung von ca. 1 Mio. Euro Zuschüssen nach dem Bayerischen Dorferneuerungsprogramm ein Investitionsvolumen von inzwischen 2,4 Mio. Euro. Hinzu kommt das kaum bezifferbare Engagement der Bevölkerung in Arbeitskreisen, im Vorstand der Teilnehmergemeinschaft und im Gemeinderat.
Die Lindenpflanzung in Wollbach zeugt von der Erfolgsgeschichte der Dorferneuerung in Bayern. Zwei Linden flankieren künftig die Statue des heiligen Bischofs Bonifatius. Er ist der Patron der Ortskirche. Da sich der Bischof selbst noch auf „Kur“ beim Steinmetz befindet, wurde er kurzerhand durch ein Abbild seinesgleichen vertreten. Pandemiebedingt konnte die Bevölkerung nicht bei der Pflanzung anwesend sein. Landrat Thomas Habermann, Bürgermeister Thomas Bruckmüller und Amtsleiter Jürgen Eisentraut ließen es sich aber nicht nehmen, die Linden eigenhändig zu pflanzen. Als „hervorragendes Instrument für die Entwicklung unserer Ortschaften“ und „seit vielen Jahren nun schon ein richtiger Segen für uns hier im ländlichen Raum“ bezeichnete Landrat Habermann das Dorferneuerungsprogramm. „Die Hilfe, die Unterstützung und Beratung, die man beim Amt für Ländliche Entwicklung in Unterfranken erfährt, sind die reinste Wohltat“ lobte er den Behördenleiter und seine Mitarbeiter. Entsprechend anerkennende Worte fand auch Bürgermeister Bruckmüller. Beide brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass auch die älteren Dorfbewohner künftig ihren Lebensabend in ihrem Heimatort verbringen könnten, ohne in auswärtige Pflegeeinrichtungen umsiedeln zu müssen.