(23. Juni 2022) Aubstadt – Er ist die Grundlage von allem, dennoch wird der Boden viel zu oft nur oberflächlich betrachtet. Um genauer hinzuschauen, trafen sich etwa 25 interessierte Landwirte am 20. Juni 2022 zum Bodentag auf einem Acker von Yari Schlembach nahe Aubstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld. Eingeladen dazu hatten das Geoteam, die Agrokraft GmbH und das Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken im Rahmen eines „boden:ständig“-Projektes.
„boden:ständig“ ist eine Initiative der Ländlichen Entwicklung, die sich mit dem Erhalt der Böden und dem Schutz des Wassers beschäftigt. Seit 2017 arbeiten die bereits genannten Gruppen und Institutionen im „boden:ständig“-Projekt Haubach daran, die Wasserqualität im Haubach zu verbessern.
Ein wichtiger Bestandteil ist, die örtlichen Landwirte zu beraten und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Gemeinsam werden praxistaugliche Lösungen gesucht und erprobt, die den Boden lebendiger machen und dessen Wasseraufnahmefähigkeit steigern. Zusätzlich werden Maßnahmen entwickelt, die im Falle von Starkregenereignissen den Wasserfluss verzögern (z. B. Schaffung von Retentionsräumen) oder gegebenenfalls mittransportierte Sediment- und Nährstofffrachten filtern (z. B. Denitrifikationsbecken, Ackerrandstreifen).
Laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft gehen pro Hektar landwirtschaftlicher Fläche im Schnitt 1,4 bis 3,2 Tonnen Boden pro Jahr verloren. Umso wichtiger ist es, sich die Bodenstruktur genauer anzuschauen, um Boden und Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Johannes Herold vom Geoteam stellte daher verschiedene Methoden vor, wie sich jeder ganz einfach selbst ein Bild über den Zustand seines Bodens machen kann. Mehrmals betonte er, wie wichtig die Spatenprobe ist. Mit deren Hilfe bekommt man einen sehr guten Eindruck davon, wie es um den Boden steht. Es wurde die Spatenprobe des langjährig gepflügten Teils einer Maisfläche verglichen mit der Spatenprobe des Teils, bei dem zur Maissaat 2022 erstmals eine Minimalbodenbearbeitung erfolgte, sowie mit einer Spatenprobe vom Ackerrand beziehungsweise vom Rand des Grünweges.
Der Kalziumkarbonat-Test mit verdünnter Salzsäure gibt Auskunft über die Verfügbarkeit von Kalk, dem Bindemittel der Böden. Kalk verknüpft verschiedene Bodenpartikel wie Tonminerale und Humus miteinander. Dadurch entstehen stabile Verbindungen und somit eine gute Bodenstruktur. Regelmäßige Kalkung beziehungsweise ein ausgewogenes Vorkommen wichtiger Mineralstoffe in Kombination mit weiteren strukturförderlichen Maßnahmen wie Zwischenfruchtbau, Minimalbodenbearbeitung und so weiter verbessert die Bodenstruktur und reduziert folglich das Risiko von Bodenverschlämmung und Verkrustungen.
Ein weiteres Indiz für einen gesunden Boden ist ein intaktes Bodenleben. In diese Thematik gab Michael Cormann vom Geoteam tiefere Einblicke. Er berichtete, dass sich in einem Hektar Ackerfläche gut 4 Tonnen lebende Organismen befinden. Diese müssen einerseits ernährt werden, helfen andererseits aber beim Zersetzen organischen Materials und erhöhen die Bodenfruchtbarkeit.
Mit einer gesunden Struktur und einer vitalen Biologie nimmt der Boden bei Starkniederschlägen mehr Wasser als sonst auf und speichert es, anstatt dass es oberflächlich abfließt. Besonders im Test um die Aggregatstabilität und im Geruchstest zeigte sich, dass der Boden aus der Spatenprobe am Grünweg sowohl stabiler als auch vitaler gegenüber den Vergleichsproben aus den gepflügten und geeggten Maisflächen ist. Es wurde jeweils Boden aus der Spatenprobe auf Drähte gelegt, die über mit Wasser gefülltes Gläser gespannt waren. Dann wurde etwas Wasser nachgegossen, also Regen simuliert.
Wasserberater Rainer Schubert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt erörtere die Bedeutung von Zwischenfrüchten. In diversen Versuchen zeigte sich, dass diese im Schnitt etwa 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar über den Winter im Boden halten können. Bei den aktuell steigenden Düngerpreisen gewinnen Zwischenfrüchte daher enorm an Bedeutung.
Im Nachgang zu den fachlichen Informationen wurde noch rege unter den Landwirten und Experten diskutiert. Schwerpunkt der Gespräche waren weitere Möglichkeiten, die Bodenstruktur zu verbessern. Einig waren sich alle darin, dass alles, das hilft, den Boden zu verbessern, langfristig erprobt und betrachtet werden muss.
Wie der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes, Michael Diestel, abschließend betonte, ist ein fachlicher Austausch essentiell, um den Herausforderungen des Klimawandels entgegentreten zu können. Veranstaltungen wie der Bodentag tragen dazu bei, Landwirte untereinander zu vernetzen und Wissen und Erfahrungen miteinander zu teilen.