Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken
Viel internationales Publikum bei der Allianz Hofheimer Land
(22. Mai 2023) Hofheim i. UFr. – Zum 17. Mal hat die ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung den Europäischen Dorferneuerungspreis ausgelobt. Überreicht wurde die begehrte Auszeichnung im Beisein ranghoher Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Hofheimer Land in Unterfranken. Die hiesige interkommunale Allianz war die Vorjahressiegerin und somit die Gastgeberin für Delegationen aus über 20 Nationen mit rund 600 Personen. Die Preisverleihung war eingebettet in ein dreitägiges Fest. In Fachvorträgen und Exkursionen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Erfahrungen teilen und grenzüberschreitende Kontakte knüpfen.
„Brücken bauen“ – so lautete das Motto des 17. Wettbewerbs um den Europäischen Dorferneuerungspreises. Es trug der Tatsache Rechnung, dass der Umgang mit den großen Herausforderungen unserer Zeit – seien es Klimawandel, Ressourcenknappheit oder digitale Transformation – enormes Konfliktpotenzial besitzt und Gemeinschaften zu spalten droht. „Brücken zu bauen wird in dieser Zeit, in der die Gräben in der Gesellschaft wie auch in der Politik immer weiter auseinanderklaffen, stets wichtiger“, erklärte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in ihrer Funktion als Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung mittels Videobotschaft im Rahmen des Festaktes.
Unbürokratische Unterstützung
Der sächsische Staatsminister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt, zeigte sich in einer Gesprächsrunde davon überzeugt, dass die ländlichen Räume gerade im Wechselspiel mit den Städten die Zukunftsräume schlechthin darstellen. Es sei vorrangige Aufgabe der Politik, zukunftsfähige Entwicklung zu ermöglichen – nicht durch Verordnungen von oben, sondern durch möglichst flexible und unbürokratische Unterstützung, die finanzielle Zuwendungen genauso umfassen wie das Zurverfügungstellen von fachlicher Expertise.
Auch der Sprecher der gastgebenden Gemeinde-Allianz, Wolfgang Borst, hob insbesondere die Chancen für die ländlichen Gemeinden hervor, die sich durch die Digitalisierung, aber etwa auch durch die Energiewende bieten. Selbstläufer sei eine prosperierende Entwicklung dennoch nicht, sondern bedürfe einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den Stärken und Schwächen des eigenen Raumes. Die Vorsitzende der Wettbewerbsjury, Nadja Häupl, Städtebau-Professorin an der Uni Anhalt in Dessau, betonte darüber hinaus, wie notwendig bürgerschaftliches Engagement ist.
Oberpfälzer ganz vorn dabei
Ministerialdirigent Leonhard Rill vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten betonte, wie wichtig in Zeiten stärker werdender nationalistischer Tendenzen das Motto „Brücken bauen“ ist. Es gehe um Wissenstransfer und um Begegnungen von Menschen aus verschiedenen Regionen. Dass dieses produktive Aufeinandertreffen diesmal im unterfränkischen Hofheim stattfinde, erfülle ihn genauso mit Stolz wie die Tatsache, dass es dem Freistaat Bayern gelungen sei, mit Markt Waldthurn in der Oberpfalz erneut einen Teilnehmer entsandt zu haben, der auf verschiedenen Ebenen zu überzeugen weiß. Dessen Projekte insbesondere in den Bereichen Innenentwicklung und Inklusion seien herausragend und beispielgebend für den ganzen Kontinent.
Dank beeindruckender und berührender Präsentationen mit Fotos über Land, Leute und Projekte in den Wettbewerbsgemeinden sowie mehrerer künstlerischer Darbietungen wurde der Festakt, der auch in vielen Dörfern und Gemeinden von unzähligen Daheimgebliebenen via Livestream verfolgt wurde, nicht nur als eine informative, sondern auch als eine sehr stimmungsvolle Leistungsschau der „Champions League“ der europäischen Dorf- und Gemeindeentwicklung. Ergänzend zu den zahlreichen Programmpunkten, die Information und Weiterbildung boten, gab es an den drei Tagen auch ein buntes kulturelles und kulinarisches Programm, das von Gastgebern und Gästen gemeinsam gestaltet wurde. Und auf diese Weise wurde die Kleinstadt Hofheim zum Schauplatz für ein grandioses Fest der Begegnung, bei dem Europa nicht als abstraktes Gebilde, sondern als vielfältige, pulsierende Gemeinschaft erlebt wurde.
Wertschätzendes Miteinander
Den Gesamtsieg 2023 errang die niederösterreichische Gemeinde Stadtschlaining. Sie konnte dank eines konsequent umgesetzten, umfassenden Erneuerungsprozesses den massiven Strukturwandel wegen der Schließung des prägenden Bergbaues konstruktiv. Wie ein roter Faden zieht sich durch alle Projekte ein friedliches und wertschätzendes Miteinander.
Einig waren sich sowohl die Mitglieder der internationalen und interdisziplinären Wettbewerbsjury als auch ARGE-Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer darüber, dass die Qualität der Projekte und Entwicklungsprozesse in sämtlichen Teilnehmerorten so hoch war wie noch nie: „So manches Gemeinwesen, das sich heute über Silber oder Bronze freuen darf, wäre noch vor wenigen Jahren im Kreise der Sieganwärter zu finden gewesen. Wir haben es fast nur noch mit Superlativen zu tun.“