Kleinprojekte mit großer Wirkung auf die Lebensqualität

Zwei Frauen in Sportkleidung machen Schulterdehnungsübungen. Zwischen ihnen ist ein Schild an einem Pfahl angebracht. Es verweist auf den Atemlehrpfad. Ihn anzulegen, hat die Kreuzbergallianz gefördertZoombild vorhanden

Foto: Karl-Heinz Schubert

Würzburg – Regionalbudget heißt der Fördertopf, aus dem in der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) zusammenarbeitende Kommunen schöpfen können, wenn sie selbst oder Vereine und Organisationen, aber auch Privatpersonen mit überschaubaren Kosten etwas für die Allgemeinheit schaffen möchten. Rasch und unkompliziert setzten engagierte Menschen im vergangenen Jahr 2023 auf diese Weise allein in Unterfranken fast 600 Vorhaben um. Dadurch wächst der Zusammenhalt in der Bevölkerung und die Lebensqualität auf dem Land.

ILE-Zusammenschlüsse in ganz Bayern können sich seit 2020 jährlich um ein Regionalbudget bewerben, um Kleinprojekte gemäß ihrer in einem Konzept festgehaltenen Ziele zu verwirklichen. Unter den Begriff Kleinprojekte fallen solche, deren Gesamtausgaben 20.000 Euro netto nicht übersteigen. Der Zuständigkeitsbereich des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken ist fast flächendeckend aufgeteilt in 32 ILE-Regionen. Diese durften 2023 jeweils ein Regionalbudget von bis zu 100.000 Euro für insgesamt 593 Kleinprojekte nutzen. Rund 2,8 Millionen Euro wurden investiert. 90 Prozent der Mittel stellte das ALE zur Verfügung. Den Rest brachten die Kommunen beziehungsweise die Projektverantwortlichen selbst auf.

Die Heimat selbst gestalten

„Die geförderten Maßnahmen kommen direkt den Bürgerinnen und Bürgern zugute. Mit den Projekten gestalten sie unmittelbar ihr Lebensumfeld“, erklärt die für die Ländliche Entwicklung in Bayern zuständige Ministerin Michaela Kaniber das Prinzip des Regionalbudgets. In den unterfränkischen ILE-Regionen ermöglichen die Zuschüsse Veränderungsprozesse, die eine erfolgreiche Zukunft erwarten lassen. Etliche Projekte dienen der Grundversorgung vor Ort, andere dem Umwelt- und Klimaschutz. Auch die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern, ist ein dauerndes Anliegen.

Für Ministerin Kaniber ist klar: „Die Fortsetzung des Regionalbudgets ist für unsere aktiven und engagierten Bürgerinnen und Bürger, für unsere Vereine und Gemeinden weiter dringend notwendig. So können diese eigenständig, aber mit tatkräftiger Unterstützung durch den Staat die Zukunft der Heimat mitgestalten.“ 2024 läuft alles voraussichtlich wie gewohnt. Wie es ab 2025 in der Förderlandschaft aussehen wird, ist noch im Zuge der Haushaltsdiskussionen zu klären.

Projektbeispiele aus 32 Regionen

Aus jeder der 32 unterfränkischen ILE-Regionen wird hier nach und nach je eines der innovativen Kleinprojekte vorgestellt.

ILE NES-Allianz

Ein Traktor hat einen Anhänger mit Spezialaufbau auf eine Wiese gezogen. Die einstige Ladefläche ist jetzt die Bühne einer Band.Zoombild vorhanden

Foto: Sandra Lehnert

Klappe auf, Licht an, Band in Position, Musik ab!
Feten ohne Sound sind öde. Der Verein „Initiative Party & Jugend“ in Fridritt bei Münnerstadt hat ideale Rahmenbedingungen geschaffen: Seine Mitglieder, lauter musikbegeisterte junge Leute, funktionierten einen ausrangierten Traktoranhänger zu einer mobilen Bühne um, die sie auch anderen Gruppen in der Umgebung zur Verfügung stellen.

Die Jugendlichen leisteten den Umbau komplett selbst. Lediglich bei den Materialkosten benötigten sie Unterstützung. Licht- und Tontechnik müssen natürlich an Bord sein. Wenn der Anhänger auf einen Festplatz gezogen wird, ist er ruckzuck einsatzbereit: Klappe auf, … Nach einem kurzen Check geht’s ab. Da freuen sich die Gäste – und auch diejenigen, die selbst einen Event planen, denn die Fridritter verleihen ihren „Bühnenhänger“. Soziales Engagement und die Bereicherung des kulturellen Lebens haben es verdient, gefördert zu werden.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) NES-Allianz ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets dem Initiative Party & Jugend e. V. in Fridritt, diesen alten Traktoranhänger zur mobilen Musikbühne aufzumotzen. Dafür, dass die Vereinsmitglieder selbst Hand anlegten, auf diese Weise viel Geld sparten und ihr Werk der Allgemeinheit dient, gab’s einen satten Zuschuss.
Baunach-Allianz
Zwei Personen haben in der Seniorenrikscha Platz genommen. Zoombild vorhanden

Foto: Felix Henneberger

In der Seniorenrikscha den Fahrtwind spüren
Als sie jung waren, vermittelte ihnen womöglich ein schweres Motorrad oder ein schnittiges Cabriolet das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Jetzt ist’s eine Rikscha, die den mobilitätseingeschränkten Bewohnerinnen und Bewohnern der Seniorenheime in Ebern im unterfränkischen Landkreis Haßberge und in Baunach im oberfränkischen Landkreis Bamberg etwas Fahrtwind spüren lässt. Ehrenamtliche treten für sie in die Pedale, chauffieren sie mit Unterstützung eines E-Motors, unternehmen mit ihnen kleine Ausflüge oder bringen sie schnell mal zur Eisdiele um die Ecke. Auf der gepolsterten Aussichtsbank können es sich zwei Fahrgäste bequem machen. Die Helfenden und die Nutznießenden finden über einen Buchungskalender zusammen. Früher verabredete man sich, heute spricht man davon, ein Match zu haben.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Baunach-Allianz ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, die Seniorenrikscha anzuschaffen. Projektträger ist die Katholische Kirchenstiftung Mürsbach.
Dorfschätze
Ein idyllisches Plätzchen im Schatten hoher Bäume und eines Ehrenmals. Hier hat der Verein „Harter Kern 2.0“ drei Metallstelen aufgestellt, um über die Geschichte des Dorfes Brünnau zu informieren.Zoombild vorhanden

Foto: Christof Otto

Brünnauer Ortsgeschichte stahlhart präsentiert
Harte Fakten auf hartem Stahl von „Harter Kern 2.0“. Absolut hart. Wachsweiche Dinge sind nichts von Dauer. Deshalb ersannen einige Einwohner von Brünnau am Westrand des Steigerwalds eine Lösung, wie sie die Historie ihres Ortes angemessen präsentieren können. Das Dorf gehört seit der bayerischen Gebietsreform 1972 zu Prichsenstadt. Anlässlich des 50. Jubiläums der Großgemeinde bastelten sie Schilder, die sich allerdings nicht als lange haltbar erwiesen. Die geprüften und aktualisierten Inhalte wurden auf ein hochwertiges und wetterfestes Set aus Metallstelen übertragen. Dieses gehört nun zum Ensemble vor der Kirche.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Dorfschätze ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets den gelungenen Schildertausch. Der „Harter Kern 2.0 e. V.“ hat das Projekt angestoßen und mit entsprechender Unterstützung prompt knallhart verwirklicht.
Fränkischer Grabfeldgau
An einem Tisch haben sich sechs Personen versammelt und reden teilweise gestikulierend miteinander. Es ist der Zeitpunkt, kurz bevor sie die Texte für einen Audioguide über das einstige Königshöfer jüdische Leben aufnahmen.Zoombild vorhanden

Foto: Christof Otto

Jüdin Hanna erzählt übers Königshöfer Leben
Lange Zeit lebten Bürgerinnen und Bürger unterschiedlicher Konfessionen in (Bad) Königshofen friedlich zusammen. Die Jüdin Hanna Einstätter wurde jedoch Opfer des Holocaust. Wie wäre es, wenn sie noch da wäre? Sie könnte der jungen Dorothea eine großmütterliche Freundin sein. – Die ehrenamtlichen Mitglieder eines Arbeitskreises entwickelten eine spannende Handlung und verwoben darin viel Hintergrundwissen über die einstige Königshöfer jüdische Gemeinde. Diese Geschichte nahmen sie wie ein Hörbuch auf. Hanna erzählt an sieben Stationen über sich und das Leben in der Stadt im Grabfeld. Dazu gibt es nun einen Audioguide. Er ist gleichermaßen für Jugendliche und Erwachsene, für Einheimische und Gäste konzipiert.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Fränkischer Grabfeldgau ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, den Audioguide herzustellen. Projektträger sind die evangelische und die katholische Kirchengemeinde in Bad Königshofen.
Fränkischer Süden
Eine beschriftete Schautafel auf der Aussichtsplattform der Reichelsburg verrät, welche Orte und Erhebungen in der Umgebung zu sehen sindZoombild vorhanden

Foto: Christof Otto

Durchblick beim Rundblick über die Gaulandschaft
Die Ruine der spätmittelalterlichen Reichelsburg überragt die fränkische Landstadt Aub und deren Ortsteil Baldersheim. Von hier überblickt man weite Teile des Ochsenfurter Gaus. Was man nicht sieht: Wie riesig die Befestigungsanlage einmal war, wie die Kulturlandschaft ringsherum sich entwickelte sowie welche Bräuche beziehungsweise Traditionen die Heimat der hier lebenden Menschen prägen. Wo ist in der Umgebung was geboten? – Gemeinsam mit dem Verein Burglandschaft und dem Fotostudio Flow-Motion konnte die Stadt Aub zwei virtuelle 360-Grad-Rundgänge in Szene setzen. Zum einen gibt es eine realistische Rekonstruktion der seinerzeitigen Mauern, Türme und sonstigen Gebäude auf dem Reichelsberg und zum anderen einen Rundumblick von dort oben. Gut, Letzteren hat man ohnehin, wenn man zur Ruine hinaufsteigt. Liest man auf der dortigen Aussichtsplattform den entsprechenden QR-Code mit einem Smartphone ein, erfährt man eben zusätzlich digital viel Hintergründiges. Diese Informationen kann man jederzeit barrierefrei im Internet abrufen. Die Idee hierfür wurde im Zuge dessen geboren, dass das Archäologische Spessart-Projekt (ASP) seinen 122. europäischen Kulturweg unter dem Titel „Vom freurigen Hund zum Gollachgrund“ auswies. Dieser führt von Aub über die Reichelsburg zur Teufelsschmiede und nach Burgerroth sowie über Baldersheim wieder zurück.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Fränkischer Süden ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, die beiden Bildanimationen zu produzieren. Projektträger ist die Stadt Aub.
Fränkisches Saaletal
Jung und Alt, Groß und Klein werkeln miteinander. Ein Stall soll das Federvieh vor Füchsen schützen.Zoombild vorhanden

Foto: Christof Otto

Lehrgarten lockt lernwillige Landfüchse
Die Leute rennen dem Verein die Gartentür ein. Rund 30 Neue stehen auf der Mitgliederliste, seitdem der Verein für Gartenkultur und Landespflege Elfershausen im Fränkischen Saaletal bei Hammelburg einen ortsnahen Lehrgarten angelegt hat – ein grünes Klassenzimmer für Groß und Klein. Alle können hier erleben und nachvollziehen, wie säen und pflanzen, hegen und pflegen, wachsen und gedeihen, ernten und verwerten natürlich zusammenhängen; die Einrichtung ist öffentlich zugänglich. Jedes Mitglied trägt Mitverantwortung. Das stärkt die Gemeinschaft. Die ist bereits enger geworden durch die Arbeitseinsätze, um die baulichen Anlagen zu erstellen. Es gilt jetzt, außer die Beete auch einen Hühnerstall und Gehege für Rebhühner zu betreuen. Vor allem beim Zimmern der Gehege halfen die Landfüchse, die Kindergruppe des Vereins, begeistert mit; sie halten ihre wilden Artgenossen vom Federvieh fern.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Fränkisches Saaletal ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, in Elfershausen einen ortsnahen Lehrgarten mit Gemeinschaftshühnerstall und Rebhuhngehegen anzulegen. Projektträger ist der Verein für Gartenkultur und Landespflege Elfershausen.
Hofheimer Land
Jung und Alt packen gemeinsam an: Einer wirft Erde auf die Wurzeln eines frischt gesetzten Baums, einer schlägt einen Pflock als Stütze ein, einer schneidet einen Hasendrahtzaun als Verbissschutz zurecht, einer gießt und noch einer bringt an einem Bauwagen erklärende Texte und Bilder an.Zoombild vorhanden

Foto: Elias Räth

Kerbfelder Klimabäume auf altem Allgemeingrund
Zwei Begriffe deuten auf ein klares Programm hin – zum einen der Name des Vereins Land.Leute.Miteinander und zum anderen die Bezeichnung des Orts des Geschehens im Aidhäuser Gemeindeteil Kerbfeld: die ehemalige Allmendeweide. Allmende oder auch Allmeind heißen in Süddeutschland und im Alpenraum die Flächen, die der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Menschen bewirtschaften diese miteinander, sie tragen gemeinschaftlich Sorge für die Zukunft. Von der Symbolik her gibt es wohl keinen günstigeren Platz als eine Allmendeweide, um ein Stück Landschaft nachhaltig zu gestalten. Die Mitglieder des besagten Vereins haben trockenheitsverträgliche Gehölze wie Zeder, Speierling, Elsbeere und Berberitze gepflanzt. Zwischen Waldrand und Streuobstwiese möchten sie ein strukturreiches Biotop entwickeln und für die bedrohte Flora und Fauna optimieren. An einem Bauwagen, den sie zuvor schon als Stützpunkt für die Naturerkundung nutzten, brachten sie Infotafeln an. Diese zeigen und beschreiben die gefährdeten Arten und den besonderen Wert der Streuobstwiese; wichtige Erkenntnisse für Jung und Alt …

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Hofheimer Land ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, in Zeiten des Klimawandels ein Biotop mit resistenter Vegetation zu schaffen. Projektträger ist der Verein Land.Leute.Miteinander.
Kissinger Bogen
Auf dem Plakat für das Musical „Musikdiebe“ warben die Veranstalter mit den bekannten Figuren der drei Fragezeichen; die Zeichnung zeigt drei coole Kids.Zoombild vorhanden

Foto: Felix Henneberger

„Musikdiebe“ nehmen kein Eintrittsgeld
„Die drei ???“ sind die coolsten Detektive in der neueren Jugendliteratur. Kein Kriminalfall, den die Kids nicht durch ihren mutigen Einsatz auf geniale Weise lösen. In Schöllkrippen, wo der Fluss Kahl aus dem Spessart kommend den nördlichen Teil des Landkreises Aschaffenburg durchfließt, haben die drei Verfechter von Recht und Ordnung sogar die Musikbühne erobert. Sie sind die Stars des Musicals „Musikdiebe“ – aufgeführt im Rathausgarten vom Kinderchor des hiesigen Gesangvereins. Nicht nur deshalb, weil die „Musikdiebe“ noch nicht einmal Eintrittsfeld verlangten, war ihr Auftritt an einem Sonntagnachmittag im Juli 2023 ein voller Erfolg. Die gesetzlich verordneten Einschränkungen wegen der Coronapandemie hatten in den Jahren zuvor die künstlerischen Betätigungsmöglichkeiten und das Kulturangebot fast zunichte gemacht. Endlich ging wieder etwas. Dementsprechend brannten die Mädchen und Jungen sowie deren Eltern für das Projekt: Chor und Instrumentalisten belegten Workshops, Profis begleiteten die Proben. Jede und jeder war zur Vorstellung willkommen, vor allem die Familien der beteiligten Kinder.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Kahlgrund-Spessart ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, dass Kinder das Musical „Musikdiebe“ einstudieren und ein großes Publikum in einer Freilichtveranstaltung bestens unterhalten konnten. Karsten Schwind hatte die musikalische Leitung. Projektträger war der Gesangverein 1883 Schöllkrippen.
Kahlgrund-Spessart
Auf einem Podest erhebt sich ein Sandsteinfindling mit Schrifttafel und Gemeindewappen. Auf dem Absatz darüber stehen eine Brotzeitbank und eine Wellenliege für eine gemütliche Rast.Zoombild vorhanden

Foto: Christian Höfler

Sandsteinfindling markiert die Gemeindemitte
Das Rathaus bildet die amtliche Mitte einer Gemeinde, sofern die üblichen Dienste wie Einwohnermelde-, Bau- und Finanzwesen nicht in eine Verwaltungsgemeinschaft ausgelagert sind. Die Kirche ist der Anlaufpunkt in religiösen Angelegenheiten, falls nicht aus Personalnot nur noch andernorts Gottesdienste gehalten werden. Auf dem Sportplatz dreht sich alles um die Fitness und im Musiker- oder Sängerheim um die Kultur; aber vielleicht beanspruchen auch die Theaterfreunde für sich, dass ihre Bühne der Musentempel schlechthin sei. – Der einzige sichere Mittelpunkt ist der geografische. 50 Jahre nachdem die Orte Haard und Nüdlingen 1972 bei der bayerischen kommunalen Gebietsreform zur Gemeinde Nüdlingen „verschmolzen“ wurden, meinten die beiden Lokalpolitiker Christian Höfler und Edgar Thomas, sei es endlich Zeit, diese wirklich untrügliche Mitte aufzuspüren. 2022 feierten die Nüdlinger mit vielen Gästen aus nah und fern die erste urkundliche Erwähnung ihres Dorfes vor 1250 Jahren. Im folgenden Jahr wurde ein tonnenschwerer Findling aus heimischem Sandstein an die präzise vermessene Stelle gesetzt und drumherum direkt am Wanderweg ein neuer Rastplatz angelegt. Bei Naturliebhabern ist er wegen der schönen Aussicht überaus beliebt, liegt es doch an der Westflanke des insgesamt 372 Meter aufragenden Schlossbergs. Um ihn garantiert nicht zu verfehlen, kann man ins Smartphone diese Koordinaten eingeben: 50° 13,3231‘ Nord (nördliche Breite) und 10° 8,1894‘ Ost (östliche Länge).

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Kissinger Bogen ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, dass an dem mit GPS vermessenen geografischen Mittelpunkt der Gemeinde Nüdlingen ein Gedenkstein gesetzt und ein gemütlicher Rastplatz gestaltet werden konnte. Den Projektantrag hatten aus dem Gemeinderat der stellvertretende Bürgermeister Edgar Thomas von der CSU und Christian Höfler, der Vorsitzende des Bürgerblocks, gestellt.
Lebensregion +
Ein junger Mann hat die Hände voller dünner Holzscheite. Er steht an einem mit Ziegelsteinen frisch gemauerten Backofen.Zoombild vorhanden

Foto: Christian Höfler

Am Backtag strömen Jung und Alt zusammen
Was tut man auf einer Streuobstwiese? Leckere Lebensmittel von A wie Apfel bis Z wie Zwetschge ernten. In Priesendorf im Steigerwald gibt es seit 2023 die Besonderheit, dass der Ertrag der Bäume gleich an Ort und Stelle zu verführerisch duftenden Obstkuchen verarbeitet werden kann. Die entsprechend belegten Hefeteigfladen heißen in Franken Plooz.

Der Obst- und Gartenbauverein Priesendorf errichtete unter großem persönlichem ehrenamtlichem Einsatz der handwerklich geschickten Mitglieder und mit finanzieller Unterstützung des interkommunalen Zusammenschlusses Lebensregion + einen traditionellen Gemeinschaftsbackhaus auf seiner Streuobstwiese. Kindergarten, Schule und die ganze Dorfgemeinschaft dürfen es nutzen, um Brot und Kuchen, aber auch Pizza Braten zuzubereiten. Die Wiese ist jetzt noch öfter als früher ein Ort des gemeinsamen Arbeitens und Erfahrungsaustausches. Wiese und Backhaus bereichern das Dorfleben.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Lebensregion + ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, dass in der Mitgliedsgemeinde Priesendorf auf einer Streuobstwiese ein Backhaus mit Holzbackofen errichtet werden konnte. Projektträger der wunderbaren Gemeinschaftseinrichtung für Jung und Alt im Dorf ist der Obst- und Gartenbauverein Priesendorf.
MainLand
Einladend wirkt eine mit Sträuchern, Blumen, Gräsern und Kräutern bepflanzte Fläche. Dazwischen steht eine Lore auf einem kurzen Schienenstück. Sie ist mit Steinquadern beladen.Zoombild vorhanden

Foto: Veronika Endres

Die unbekannte Seite Mainstockheims: Bergbauort
Das Mainstockheimer Hofstück ist Genießern ein Begriff. In dieser Weinlage reifen die Trauben für feine Tröpfchen. Das ist die bekannte Seite an der etwa auf halber Strecke zwischen dem größeren Dettelbach und der Kreisstadt Kitzingen gelegenen Gemeinde. Sie zählt im Übrigen knapp 2000 Einwohner.

Weniger verbreitet ist, dass in Mainstockheim Bergbau betrieben wurde. Ein wesentlicher Teil der Gemarkung erstreckt sich nicht unten am Main, wo es von alters her eine Fährverbindung in den Steigerwald oder konkret in Richtung der ehemaligen Abtei Ebrach gibt, sondern vielmehr auf der sogenannten Mainfränkischen Platte. Dort wurden in einem alten Stollen eine Lore und andere Ausstattungsgegenstände geborgen.

Selbiger Lastenwaggon für erzhaltige Gesteinsbrocken zeugt jetzt an prominenter Stelle vom einstigen Wirtschaftszweig; die Gemeinde stellte ihn am Feuerwehrgerätehaus auf, entsiegelte den Untergrund und bepflanzte das Umfeld. Ein gemütlicher Treffpunkt ist entstanden. Ein Schild weist auf die besondere Geschichte Mainstockheims und auf weitere Funde im Dorf hin.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) MainLand ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, eine spezielle Seite Mainstockheims bekannt zu machen. Als Projektträgerin trat die Gemeinde auf.
MainDreieck
Mit Holz ist das Hohestadter Waaghäusle verkleidet. Nach der Sanierung ist ihm sein Alter von rund 100 Jahren nicht anzusehen.Zoombild vorhanden

Foto: Bastian Lange

Wie viel Kilo bringt das Vieh auf die Waage?
Der Ochsenfurter Gau hat nachweislich Bayerns besten Boden. Die Bauern vom „Gää“ konnten sich immer ein bisschen mehr leisten als die anderen im ansonsten kärglichen Franken. Ihr Wohlstand zeigte und zeigt sich auch am Vieh, gemästet mit der reichen Frucht der Felder. Die Hygienevorschriften lassen heute kaum mehr Hausschlachtungen zu. Als Schweine, Ziegen, Schafe und Rinder noch an Privatleute verkauft wurden, brauchte jedes Dorf, das als gefragter Umschlagsplatz für Frischfleisch gelten wollte, eine eigene öffentliche Waage.

Das sogenannte Waaghäusle von Hohestadt stammt aus den frühen 1930er-Jahren. Zuletzt war sein baulicher Zustand recht angegriffen. Sylvia Gebhardt, die mit weiteren Gemeindemitgliedern beispielsweise zu Ostern den Brunnen an der Johanneskirche mit einer Eierkrone schmückt, wollte sich mit dem bedauernswerten Zustand des Zeugnisses früheren bäuerlichen Stolzes nicht abfinden und aktivierte ein Helferteam. Diese Gemeinschaft „polierte“ das kleine Gebäude samt seines Inhalts mächtig auf, sodass es in altem Glanz erstrahlt. In unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden und mit einem Materialkostenzuschuss aus dem Regionalbudget der hiesigen interkommunalen Vereinigung entstand ein Treffpunkt für Jung und Alt.

Draußen spielt es keine Rolle, wie viele Menschen und Tiere zusammenkommen. Drinnen im Waaghäusle ist Folgendes zu beachten: „Wägebereich 26 kg – 1300 kg“. Es kann also präzise das Gewicht festgestellt werden vom Spanferkel bis zum Mastbullen – nicht mehr und nicht weniger.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) MainDreieck ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, dass die Bevölkerung von Hohestadt an der Tradition des öffentlichen Wiegens von Schlachtvieh festhalten kann. Als Projektträgerin trat die im Dorf vielfach engagierte Sylvia Gebhardt auf.
Mainschleife Plus:
Auf einem Dorfplan sind zwölf besondere Punkte in Wipfeld markiert. Zoombild vorhanden

Foto: Theresa Ott

Horch amal – etwa 75 Minuten lang
Wipfeld zählt zu den schönsten Orten nicht nur an der Mainschleife, sondern in ganz Unterfranken. Die Gemeinde hat das schriftlich – dank ihrer hervorragenden Platzierung beim Bezirksentscheid im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Umso mehr Besucherinnen und Besucher strömen hierher. Mittels QR-Codes können diese jetzt interessante Informationen nicht nur lesen, sondern auch hören; also O-Töne wie zum Beispiel an der Anlegestelle am Fluss den Ruf: „Fährmann, hol‘ über!“

Zwölf solcher Stationen gibt es auf einem Audiowalk. Dieser dauert, wenn man bis hoch in die Weinberge geht, rund 75 Minuten. Man lernt den Ort kennen, indem man Gesprächen aus dem Alltag lauscht oder wenn man Geräusche von besonderen Anlässen auf sich wirken lässt. Auf Fränkisch wird man aufgefordert: „Horch amal!“ Ein Flyer mit Dorfplan gibt die die nötige räumliche Orientierung.

Im Rathaus liefen die Fäden zusammen, um mit dieser Gästeführung der nicht alltäglichen Art zum einen das kulturelle Leben zu bereichern und zum anderen den Tourismus anzukurbeln; Einheimische wie Fremde profitieren davon. Eine ganze Reihe von Bürgerinnen und Bürgern brachten ihr umfangreiches Wissen ein, ortsansässige Künstlerinnen und Künstler setzten die vielfältigen Ideen maßgeblich um. – Eine echte Gemeinschaftsleistung!

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Mainschleife Plus ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, einen Ortsspaziergang durch Wipfeld mit zahlreichen Informationen über Land und Leute anzureichern. Aufnahmen markanter Töne erzeugen jeweils die nötige Aufmerksamkeit. Als Projektträgerin trat die Gemeinde auf.
ILE Main-Wein-Garten:
Drei Männer und eine Frau durchschneiden mit Scheren ein blaues Band und geben somit den Zeller Geschichtsweg frei. Hinter ihnen warten schon viele Interessierte, nun loswandern zu können.Zoombild vorhanden

Sabine Pichler

Dem Weg Gustav Adolfs und Napoleons folgen
Illustre „Gäste“ zogen schon die Zeller Steige unmittelbar vor den Toren Würzburgs hinauf: im Bauernkrieg 1525 die Aufständischen, im Dreißigjährigen Krieg die protestantischen Truppen des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf, 1796 der Habsburger Erzherzog Karl als Reichsgeneralfeldmarschall im Krieg gegen Frankreich und schließlich 1813 der seinerzeitige Feind – der zwischenzeitlich zum Kaiser gekrönte Napoleon Bonaparte – selbst. Der heutige Feldweg war ein Streckenabschnitt der für ganz Franken bedeutenden Reichs- und Heeresstraße. Seit September 2023 bekommen die Spaziergänger beziehungsweise Wanderer hier in einem beeindruckenden Landschaftsschutzgebiet durch zwölf Infotafeln Stadt-, Landes-, Wirtschafts- und Militärgeschichte in konzentrierter Form vermittelt.

Der Zeller Geschichtsweg ist zwar nur rund zwei Kilometer lang, bietet aber größtmögliche thematische Abwechslung. Zu erleben sind unter anderem historische Weinbergslagen und ein mittelalterlicher Steinbruch sowie ein Landwehrturm. Das sogenannte Geleitkreuz markierte im 15. Jahrhundert, dass an dieser Stelle das Gebiet der Grafschaft Wertheim begann. Wo sich jetzt eine Feldscheune steht, war eine Post- und Vorspannstation für die Kutschen. Und im Übrigen betätigte sich als Straßenbauingenieur kein geringerer als der „Superstar“ unter den fränkischen Baumeistern: Balthasar Neumann.

Der Literaturwissenschaftler, Computerphilologe und Historiker Dr. Christian Naser verfasste die entsprechenden Texte als Mitglied des Marktgemeinderats und des Arbeitskreises Wasser – Architektur – Geschichte in Zell am Main. Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) sorgte in Anbetracht des sich an der Steige erstreckenden Wasserschutzgebiet für ein naturschonendes Konzept für die „Hardware“.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Main-Wein-Garten ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, den Zeller Geschichtsweg mit zwölf Wissensstationen entlang der ehemaligen Reichs- und Heeresstraße zu finanzieren. Als Projektträgerin trat die Marktgemeinde Zell am Main auf.
ILE MainWerntal:
Zwei Hochbeete aus massiven Holzbohlen stehen nebeneinander. Sie sind bepflanzt mit jungem Gemüse.Zoombild vorhanden

Foto: Anke Weis

Start einer Karriere als Bauer mit zwei Hochbeeten
Langfristiges Ziel an der Grundschule in Gössenheim im Herzen des Landkreises Main-Spessart ist, Ackerklassen zu unterrichten. Soll heißen, dass den Kindern durch bäuerliche Tätigkeiten im Jahresverlauf bewusst werden soll, wie dankbar man der Natur für gesunde Lebensmittel sein muss und dass einem die Früchte nicht einfach in den Mund fliegen. Ein Anfang ist gemacht mit zwei Hochbeeten im Pausenhof.

Dieser noch kleine Schulgarten soll das Interesse an der Umwelt und am bäuerlichen oder gärtnerischen Tun wecken. Der Förderverein der Schule unterstützt das Vorhaben nach Kräften. Neben den zunächst errichteten Hochbeeten sind noch ein Pflanzenvorzieh- und Arbeitsbereich mit Waschbecken geplant.

Den Garten auch in den Ferien zu pflegen, ist bestens organisiert. Um den Kreislauf des Wachsens, der Ernte und des Zerfalls der Pflanzenreste zu verdeutlichen, wird außerdem ein Kompost angelegt; Bioabfälle aus dem gesamten Schulbetrieb sollen hier zu ertragreicher Erde umgewandelt werden. Wenn das alles gut läuft, kann die Schulfamilie ja wirklich bald darüber nachdenken, einen ganzen Acker zu bestellen.

Die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) MainWerntal ermöglichte 2023 mithilfe ihres Regionalbudgets, die Anfänge des Gössenheimer Schulgartens mit zwei hölzernen Hochbeeten zu finanzieren. Als Projektträger trat der Förderverein der Grundschule Gössenheim auf.