Pressemitteilung
Was hilft, Leerstände zu beseitigen?

Der Moderator und vier Gesprächspartner sitzen in Ledersesseln auf der mit warmem Licht ausgeleuchteten Bühne.Zoombild vorhanden

Foto: Bernhard Schneider

(15. Mai 2024) Bad Kissingen – „Das war das Haus von Opa Klaus.“ Mit diesem Veranstaltungstitel spielte der Verein HeimatUnternehmen Bayerische Rhön auf den alten Kinderspaß an, ohne den Stift abzusetzen, also mit einem Strich ein Haus zu zeichnen; für den richtigen Schwung sorgte dabei der Kurzreim: „Das ist das Haus vom Ni-ko-laus.“ Allerdings ging es nun um ein ernstes, ja besorgniserregendes Thema – um Leerstände in Städten und Gemeinden des ländlichen Raums. Deutlich wurde, dass ein gutes Konzept aller Mühen wert ist.

Vertreterinnen und Vertreter der Immobilienwirtschaft und der Kommunalpolitik, Planerinnen und Planer sowie Engagierte in der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) in den Landkreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge gaben und bekamen viele Anregungen. Eingeladen hatte der Verein HeimatUnternehmen Bayerische Rhön in Kooperation mit dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken. Im gut gefüllten Rossini-Saal der Bayerischen Staatsbadverwaltung in Bad Kissingen ging es mit Impulsvorträgen und anschließender Podiumsdiskussion allein um die Frage, wie dem aktuell stark wachsenden Leerstand in den Ortskernen entgegengewirkt werden kann.

Gemeinsam gelingt es

Bad Kissingens Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel rief nach einem politischen Rahmen, einer betriebswirtschaftlichen Strategie, partnerschaftlicher Zusammenarbeit, individuellen Anreizen sowie nach kreativen Unternehmerinnen und Unternehmern. ALE-Leiter Jürgen Eisentraut verwies auf ökonomische, ästhetische und ökologische Gründe, warum die Revitalisierung des Bestandes Priorität vor dem Neubau haben sollte. Nach diesen bereits aufrüttelnden Begrüßungen startete Immobilienentwickler Christian Skrodzki mit einem Erfahrungsbericht aus dem Allgäu. Unterhaltsam und oftmals augenzwinkernd stellte Skrodzki „best cases“ vor – allesamt preisgekrönt. Die Bevölkerung rettete mit ihrem privaten Geld und ihrem persönlichen Einsatz einen Gasthof, eine Brauerei, ein Kino, einen Bahnhof, … Zum Teil wurden die Gebäude umgenutzt als Läden, Büros, Kulturräume.

Christian Skrodzki ist überzeugt, dass die Gemeinschaft jedes Vorhaben stemmen kann. Mit einem professionell vermarkteten Projekt gelinge es sogar, „den Oberschwaben die Millionen aus der zugenähten Tasche zu ziehen“. Das sagt der Motivator Skrodzki und kokettiert dabei mit den Stereotypen seiner Region. Seine klare Botschaft an dem Abend ist: Gemeinsam kriegen wir alles hin. – Das konnte der zweite Impulsgeber Dieter Möhring, Bürgermeister der Gemeinde Aidhausen im Landkreis Haßberge, im Grunde bestätigen.

Sanierung vor Neubau

Möhring in Aidhausen beziehungsweise die gesamte ILE Hofheimer Land hat es geschafft über Förderprogramme und Kümmerer, dass zum einen die ein Anwesen nicht mehr selbst bewohnenden Eigentümer sich von diesem trennen und dass zum anderen vor allem junge Familien es vorziehen, ein charakteristisches Ensemble zu sanieren, statt auf der grünen Wiese neuzubauen. Als erste kommunaler Zusammenschluss in Bayern gewann das Hofheimer Land 2022 unter anderem dafür den Europäischen Dorferneuerungspreis.

In der anschließenden Podiumsdiskussion trafen aufeinander: die Managerin der NES-Allianz, Dina Walter; der Bürgermeister von Münnerstadt, Michael Kastl; der Multi-Unternehmer und stellvertretende Bürgermeister von Bad Kissingen, Toni Schick; sowie Johannes Graf, der Dorfläden in strukturschwachen, ländlichen Gebieten implementiert. In dieser Runde – moderiert vom Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, Dr. Rudolf Neumaier – kamen Ideen, Hintergründe, Machbarkeiten, Hürden, Erfolgsrezepte und Visionen zur Sprache. Einig waren sich alle Beteiligten darin, dass zu einer wirklichen Veränderung auch Bürokratieabbau und die Möglichkeit eines pragmatischen Ansatzes notwendig sind.

Möglichkeiten haben und nutzen

Johannes Graf plädierte beispielsweise für eine bundeseinheitliche Ladenschlussregelung. Je strenger die Gesetze, umso schwieriger gestalte es sich, die Nahversorgung auch in abgelegenen Gegenden sicherzustellen. Einkaufsmöglichkeiten innerorts würden in vielen Fällen Leerstände verhindern.

Fragen aus dem Publikum rundeten einen umfassend informativen Abend ab. Flankiert wurde die Veranstaltung von ALE-Ausstellung „Gut gebaut in Unterfranken“; ein Dutzend gelungene Lösungen spornen dazu an, historische Gebäude fit für die nächste Generation zu machen oder Neubauten in einem regionaltypischen Stil zu errichten. Ideal sind gemeinschaftsstiftende und zukunftsweisende Konzepte für derzeit noch ungenutzte Immobilien.

Immobilienentwickler Christian Skrodzki am Rednerpult wird von Moderator Dr. Rudolf Neumaier interviewt.

Foto: Bernhard Schneider

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Bürgermeister Dieter Möring aus Aidhausen antwortet auf Fragen von Moderator Dr. Rudolf Neumaier.

Foto: Bernhard Schneider

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Eine Frau und ein Mann mit Mikrofon und Moderationskarten machen eine Ansage: Julia Träger und Felix Schmidl vom Verein HeimatUnternehmen Bayerische Rhön.

Foto: Lars Träger

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