Ländliche Entwicklung
Erster „Tag des Dorfes“ in Rüdenhausen

Bild des Saales.Zoombild vorhanden

Foto: Lucas Kesselhut

(19. November 2025) Rüdenhausen, Lkr. Kitzingen – Leerstände füllen sich mit Leben, alte Mauern erzählen neue Geschichten und die digitale Beteiligung bringt Menschen zusammen: Beim ersten „Tag des Dorfes“ des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken wurde deutlich, dass der ländliche Raum kein Auslaufmodell ist – sondern ein Ort der Chancen und Stärkung des Heimatgefühls.

Rund 200 Gäste aus Gemeinden, Fachplanungsbüros und Behörden kamen in Rüdenhausen zusammen, um über Umbaukultur, Bürgerbeteiligung und den sozialen Zusammenhalt auf dem Land zu diskutieren.

Dass ausgerechnet Rüdenhausen den Auftakt für diese neue Veranstaltungsreihe bildete, war ein bewusstes Zeichen: Die Marktgemeinde konnte sich in diesem Jahr über den Staatspreis für Dorferneuerung und Baukultur freuen. Familie Reinfelder wurde für die Sanierung ihres historischen Anwesens ausgezeichnet. Wo früher ein heruntergekommenes Haus mitten im Dorf stand, erstrahlt jetzt das neue Heim einer jungen Familie. Diese Verbindung von Tradition und Zukunft bildete den idealen Rahmen für einen Tag, an dem es nicht nur um bauliche Projekte ging, sondern um Haltungen, Ideen und Mut.

Dorferneuerungen sorgen für Zukunft und Heimatgefühl

ALE-Leiter Jürgen Eisentraut eröffnete die Veranstaltung mit klaren Worten: „Der ländliche Raum ist kein Problemfall, sondern ein Zukunftsraum. Wir dürfen uns nicht an Problemen abarbeiten, sondern müssen an Lösungen denken – gemeinsam, kreativ und mit Zuversicht. Jede Dorferneuerung ist ein Beweis dafür, dass Wandel gelingen kann, wenn wir ihn anpacken.“
In Vorträgen und Gesprächen wurde deutlich, welche Herausforderungen derzeit viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister beschäftigen: der Umgang mit Leerständen, die Zukunft des Bauens unter engen finanziellen Rahmenbedingungen, der Erhalt des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Zugleich zeigten die vorgestellten Projekte, wie entschlossen viele Gemeinden bereits handeln – durch den Umbau bestehender Gebäude statt Neubau auf der grünen Wiese, durch digitale Beteiligungsplattformen, die allen Bürgerinnen und Bürgern Mitsprache ermöglichen und durch Initiativen, die das soziale Miteinander neu beleben.

Soziale Dorferneuerung als Chance für die Dorfgemeinschaft

Gerade Letzteres, die „soziale Dorferneuerung“, zog sich wie ein roter Faden durch die Tagung. Nach den Jahren der Distanz rücken wieder die Begegnung, das Ehrenamt und das gemeinsame Anpacken in den Mittelpunkt. „Ein Dorf lebt nicht von schönen Fassaden, sondern von Menschen, die sich füreinander interessieren“, brachten es Johannes Krüger, Abteilungsleitung Land- und Dorfentwicklung, und Mirjam Räth, verantwortlich für das Förderprogramm „Innen statt Außen“, auf den Punkt. Beide bildeten das Moderatorenduo und führten mit den Expertinnen und Experten auf dem Podium durch die Veranstaltung.

Bild des Referenten vor der BühneZoombild vorhanden

Foto: Lucas Kesselhut

Wertvoller Austausch mit den Fachleuten
Fachlich geprägt wurde der Tag von einer Reihe engagierter Persönlichkeiten aus den Gemeinden und der Verwaltung. Sie zeigten eindrucksvoll, wie vielfältig ländliche Entwicklung heute gedacht wird. Simone Seufert, Erste Bürgermeisterin von Euerbach, und Dr. Anne Ritzinger von der Verwaltung für Ländliche Entwicklung warben für eine neue Umbaukultur, die Bestehendes bewahrt und zugleich Zukunft schafft. Matthias Bielek, Bürgermeister der Stadt Dettelbach, und Marius Röder vom ALE Unterfranken gaben Einblicke in die Chancen digitaler Bürgerbeteiligung, die das Mitreden und Mitgestalten im Dorf erleichtern.

Wie entscheidend soziale Dorferneuerung für den Zusammenhalt einer Gemeinde ist, verdeutlichten Nicole Weissenseel-Brendler, Erste Bürgermeisterin von Dingolshausen, und Johannes Krüger vom ALE Unterfranken: Es gehe nicht nur um Räume, sondern um Begegnung, Vertrauen und das Miteinander im Alltag. Abgerundet wurde das Fachprogramm durch inspirierende Beispiele aus der Praxis mit Mutmachern aus ganz Unterfranken: Tobias Seufert (Bastheim), Bianca Strohwald (Trossenfurt), Reiner Väth (Esselbach) und Marco Reinfelder (Rüdenhausen) stellten ihre Sanierungsprojekte vor, die zur diesjährigen Prämierung des Staatspreises eingereicht worden sind – allesamt Belege dafür, dass Baukultur auf dem Land weit mehr ist als Architektur, nämlich Ausdruck von Verantwortung, Identität und Gemeinschaft.
Gruppe im Dorf.Zoombild vorhanden

Foto: Lucas Kesselhut

Rundgang bewies, was Dorferneuerung leisten kann
Beim abschließenden Dorfrundgang durch Rüdenhausen wurde sichtbar, wie solche Ideen konkret werden können: Sanierte Gebäude, neue Treffpunkte, gemeinschaftlich genutzte Flächen – Zeichen einer Dorferneuerung, die nicht nur die Bausubstanz, sondern auch das Zusammenleben stärkt. Bürgermeister Gerhard Ackermann zeigte sich stolz, Gastgeber des ersten „Tags des Dorfes“ zu sein und betonte, wie wertvoll der Austausch ist, wenn so viele Akteure aus ganz unterschiedlichen Bereichen und Dörfern zusammenkommen.

Am Ende des Tages stand weniger das fertige Ergebnis im Mittelpunkt als die Haltung, mit der die Macher des ländlichen Raums dorthin gelangen. Der „Tag des Dorfes“ zeigte, dass Wandel auf dem Land nicht durch Resignation entsteht, sondern durch Mut, durch Miteinander und durch die Überzeugung, dass jede gute Idee im Dorf beginnt.
Oder, wie es Amtsleiter Jürgen Eisentraut zum Schluss formulierte: „Zukunft auf dem Land entsteht nicht, wenn wir Probleme zählen, sondern wenn wir gemeinsam anfangen, Lösungen zu bauen.“

Fernsehbeitrag über den Tag des Dorfes im Bayerischen Rundfunk Externer Link

Gruppenbild mit Akteuren.

Foto: Lucas Kesselhut

Bild der Moderatoren.

Foto: Lucas Kesselhut

Gruppenbild der Referenten

Foto: Lucas Kesselhut

Kitzingens Landrätin Tamara Bischof

Foto: Lucas Kesselhut