Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken
Millionen-Zuschuss für die Dorfmitte von Esselbach

Gottesdienst unter freiem Himmel. Zur Rechten am Kirchenportal die Geistlichkeit, zur Linken die Gläubigen.Zoombild vorhanden

Bild: Jochen Waigandt,
Abdruck honorarfrei

(29. Juli 2022) Esselbach – Fördermittel von insgesamt rund 1,17 Millionen Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) ermöglichten, dass die Gemeinde Esselbach im Landkreis Main-Spessart ein weit und breit einmaliges Ensemble schaffen konnte:

Die ehemalige Gastwirtschaft „Zum Lamm“ wurde um einen modernen Anbau erweitert und dient nun als Dorfgemeinschaftshaus. Zwischen diesem und der Pfarrkirche St. Margareta wurde zudem ein – mit neugestaltetem Kriegerdenkmal – würdevoller und zugleich lauschiger, von Bäumen beschatteter Platz hergerichtet, der hinunter zur Freizeitanlage in der „Weed“ führt. In Kombination mit dem dort traditionellen Seefest wurde am 24. Juli 2022 die neue Dorfmitte feierlich ihrer Bestimmung übergeben.

Dorfgemeinschaftshaus und Pfarrkirche an der Esselbacher Hauptstraße.Zoombild vorhanden

Bild: Bernhard Schneider,
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Esselbach auf der Ostseite des Spessarts ist ein sogenanntes Straßendorf. Hier befand sich eine bedeutende Poststation auf der Route zwischen den beiden großen Handelsstädten Frankfurt und Nürnberg. Was Esselbach nie hatte, war ein Versammlungsplatz, der die Ortsmitte markierte. In idealer Weise eignet sich dafür eine Fläche an der Hauptstraße zwischen Gottes- und Dorfgemeinschaftshaus. Letzteres verfügt im Altbau über ein Foyer beispielsweise für Empfänge, über ein Stüble für das gemütliche Beisammensein in überschaubaren Runden sowie über Ausstellungsräume und über einen Weinkeller. Der Neubau dahinter bietet einen auf knapp 140 Personen ausgelegten Saal für Feste und Sport; ein Panoramafenster holt gewissermaßen die Natur nach drinnen – wie ein riesiger Fernseher mit Bildern vom Dorfleben. Wichtige funktionale Aufgaben erfüllen das Stuhl- und Tischlager, der Küchentrakt, die Garderobe und die Toiletten. Die sanitären Anlagen befinden sich bis auf ein barrierefreies WC im Untergeschoss. Ebenso der Kühlraum und eine Halle zur Lagerung von Gegenständen für Außenveranstaltungen.
Die Rückseite des Ensembles aus der Blickrichtung von der „Weed“.

Bild: Bernhard Schneider,
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Der neugestaltete Dorfplatz mit dem Neubauteil des Dorfgemeinschaftshauses.

Bild: Bernhard Schneider,
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Moderne Architektur: der Anbau.

Bild: Bernhard Schneider,
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Der Fachwerkgiebel des ehemaligen Gasthauses „Zum Lamm“.

Bild: Bernhard Schneider,
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Kombination aus Alt und Neu
Die Gemeinde investierte in diese Kombination aus historischem Fachwerkgebäude und einem modernen, in der Dachform angeglichenen Zweckbau aus regionaltypischem Material wie Hochlochziegeln, Holz und Glas rund 2,5 Millionen Euro. 900.000 Euro beschaffte das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken aus EU-Töpfen. Aus gleicher Quelle stammen nochmals knapp 270.000 Euro von annähernd 590.000 Euro für die Dorfplatzgestaltung. Bei dieser Gelegenheit erhielt die 1779 im frühklassizistischen Stil errichtete Kirche über eine Rampe einen rollstuhlgerechten Zugang.
Nach einem Hochamt unter freiem Himmel segnete Pfarrer Alexander Eckert die neue(n) Begegnungsstätte(n). Solche seien dringend notwendig, damit unsere Dörfer vital und attraktiv blieben, betonte ALE-Leiter Jürgen Eisentraut in seiner Rede vor der Festgemeinde. Ein wesentliches Anliegen der von der Behörde begleiteten Dorferneuerungsprojekte sei es, das soziale und kulturelle Leben zu stärken, den Zusammenhalt der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. So dankte Eisentraut allen Beteiligten, die sich hier tatkräftig eingebracht haben – vorneweg Bürgermeister Richard Roos und seinem Stellvertreter Reiner Väth. Gerade Väth hat zudem als zuständiges Mitglied der Kirchenverwaltung für Baumaßnahmen, Mitarbeiter am ALE und „Ortshistoriker“ zahlreiche Impulse gegeben.
Eine Person hält eine Ansprache am Mikrofon.

Bild: Jochen Waigandt,
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Ein Mann spricht vom Podium aus zu den Gästen.

Bild: Jochen Waigandt,
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Eine Menschengruppe lacht fröhlich in die Kamera.

Bild: Jochen Waigandt,
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Die Jahreszahl 1716 auf einer Eckstütze des Fachwerks.Zoombild vorhanden

Bild: Bernhard Schneider,
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Schildrecht seit 1773
Seit 1773 besaß das Gasthaus „Zum Lamm“ Schildrecht. Es steht allerdings nicht unter Denkmalschutz. 1980 wurde es aus Altersgründen der Wirtin geschlossen. 1986 erwarb es die Gemeinde Esselbach. 2016 beschloss der Gemeinderat, Historisches zu bewahren und Neues in hoher Qualität hinzuzufügen; er beauftragte den Marktheidenfelder Architekten Georg Redelbach mit der Planung. Die Bauarbeiten begannen 2019.

Am freigelegten Fachwerk lassen sich frühere Umbauten ablesen. Wenn das Gebäude außer seiner Geschichte auch Geschichten erzählen könnte … Der urige Gewölbekeller soll noch mit Sandsteinbodenplatten ausgestattet werden und dann für weinselige Abende offenstehen. Im Obergeschoss ist, wenn Dielenböden und Stuckdecken renoviert sind, ein Heimatmuseum vorgesehen. Im Übrigen konnte durch die einfühlsame Gestaltung von Esselbachs Mitte das wahrscheinlich älteste Bauwerk des Orts, der Rest einer mittelalterlichen Ringmauer, gerettet werden. Diese einstige Friedhofsmauer war möglicherweise zuvor die Burgmauer der Herren von Espelbach.
Foyer mit offen liegenden Deckenbalken.

Bild: Bernhard Schneider,
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Eine gemütlich mit Vollholzmöbeln eingerichtete Gaststube.

Bild: Bernhard Schneider,
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Festsaal mit Holzvertäfelung und großen Fensterflächen.

Bild: Bernhard Schneider,
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Die Garderobe verfügt dank eines großen Fensters über viel Tageslicht.

Bild: Bernhard Schneider,
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