Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken
Veredelungskurs nach wunderbarer Obstsortenrettung

(14. Februar 2023) Hendungen – Das jüngste Wunder von Hendungen ist, dass das Gengut der Hendunger Bergamotte und des Hendunger Kirchmeßapfels der Nachwelt erhalten bleibt. Von der alten lokalen Birnen- beziehungsweise Apfelsorte hatte jeweils nur noch ein Fragmentbaum existiert. Es gelang, von beiden Methusalemen Edelreiser zu gewinnen und in der Baumschule Weiglein in Geesdorf bei Wiesentheid junge, vitale Obstbäume zu ziehen. Bei Meister Alfons Weiglein nahmen jetzt neun Hendunger Zauberlehrlinge Unterricht.

Der Veredelungskurs ist ein weiterer Akzent des in absehbarer Zeit endenden, umfassenden Flurneuordnungsverfahrens in der Grabfeldgemeinde. Heribert Römert, Vorsitzender des Vorstands der Teilnehmergemeinschaft Hendungen 2 und Projektleiter am Amt für Ländliche Entwicklung, ist begeistert, wie sehr sich die Bevölkerung einsetzt. Er freut sich über einen „nachhaltigen Erfolg aufgrund der hohen Akzeptanz“.

Biologische Vielfalt

In Hendungen im Landkreis Rhön-Grabfeld läuft im unterfränkischen Vergleich eine richtig große Flurneuordnung mit 426 Beteiligten. Diese verfügen zusammen über gut 1000 Hektar Fläche, die anfangs auf rund 2200 Parzellen verteilt war. Jetzt sind es noch etwa 1250. Stichworte wie biologische Vielfalt sind dabei omnipräsent. Die Teilnehmergemeinschaft hätte drei Hektar für ökologische Maßnahmen bereitstellen müssen, in Wirklichkeit verwendete sie rein für diesen Zweck über 18 Hektar, darunter auch 1550 Quadratmeter für eine Streuobstwiese an der Mellrichstädter Straße. Ende Oktober 2022 pflanzten hier eifrige Mädchen und Jungen aus dem örtlichen Kindergarten und der Freien Landschule sowie Vertreterinnen und Vertreter aller Vereine und des Gemeinderats zehn Musterexemplare seltener Sorten des Apfels, der Birne und der Pflaume – natürlich auch die Hendunger Bergamotte und den Hendunger Kirchmeßapfel.

Ebenso fanden die vom Aussterben geretteten Obstsorten auf privaten Grundstücken eine neue Heimat. Denn bei der Nachzucht kam laut Heribert Römert ein „Überhang“ zustande, den viele Naturfreundinnen und -freunde gerne bei sich aufnahmen.

Engagierte Heimatfreunde

Mitglieder des Heimatvereins Hendungen pflegen die neue Streuobstwiese. In zwei Baumschnittkursen erlangten sie das nötige Know-how. Auf die nächste Stufe der Ausbildung kletterten acht Männer und eine Frau bei einem Obstbaumveredelungskurs. Alfons Weiglein, Senior der gleichnamigen Geesdorfer Baumschule, erläuterte zunächst die Technik. Außerdem auf dem Stundenplan: sachgemäßes Schärfen, Abziehen und Verwenden der Messer. Übungsschnitte machten die Teilnehmerin und die Teilnehmer an Weidenruten, ehe sie jeweils einen Edelreis der Rubinette fachgerecht auf einen Apfelbaumsämling banden. Ihr Gesellenstück durften sie behalten.

Heimatvereinsvorsitzender Martin Balling bezeichnet den Kurs als echte Bereicherung für obstbaulich Interessierte. Er selbst war überrascht, wie viele Details es zu beachten gilt. Umso mehr freute er sich, von den langjährigen Erfahrungen eines Experten zu profitieren.


Weitere gelungene Beispiele, wie heimatverbundene Menschen unser Land gemeinsam positiv gestalten, gibt es hier:

Land.Gemeinsam.Gestalten Externer Link

Alfons Weiglein brachte neun Hendungern das Grundwissen der Obstbaumveredelung bei.

Bild: Martin Balling/Heimatverein Hendungen

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Weidenruten dienten als Übungsobjekte.

Bild: Martin Balling/Heimatverein Hendungen

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