ILE Oberes Werntal
Vorreiter der interkommunalen Zusammenarbeit in Bayern

Fröhliche Personen vor der Fahnengalerie der Gemeinden des Oberen Werntals.Zoombild vorhanden

Foto: Julia Gerstberger

20 Jahre gibt es bereits eine Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) im Oberen Werntal nördlich und westlich von Schweinfurt. Die zehn Mitgliedsgemeinden dieser Kommunalallianz feierten nun in der Poppenhausener Werntalhalle, dass sie schon so lange eng und gut zusammenarbeiten. Jürgen Eisentraut, Leiter des sie seither begleitenden und fördernden Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken, bestätigte ihnen, bayernweit Vorreiter zu sein. Als ihre Bürgermeisterinnen und Bürgermeister begannen, regelmäßig ihre Erfahrungen auszutauschen, die Region als gemeinsames Konstrukt zu betrachten, mit der Bürgerschaft eine Strategie zu erstellen und entsprechende Projekte umzusetzen, sei dies vielerorts noch unvorstellbar gewesen.

„Ich freue mich, dass Sie Ihre Kräfte bündeln und damit noch schlagkräftiger werden wollen. Es ist der richtige Schritt – auch in die weitere Zukunft“, ermutigte Eisentraut die rund 250 Anwesenden, den gewählten Weg weiterzugehen.

Innenstaatssekretär Sandro Kirchner hob hervor, dass der Zusammenschluss in einer ILE anders als bei der Gebietsreform der 1970er-Jahre vollkommen freiwillig geschehen sei. Keine Gemeinde habe etwas verloren, sondern nur gewonnen, stellte Landrat Florian Töpper fest und nannte als die wesentliche treibende Kraft den damaligen Euerbacher Bürgermeister Arthur Arnold. Seine Nachfolgerin im Rathaus hat ihn auch als Sprecherin der ILE Oberes Werntal „beerbt“: Simone Seufert. Respekt, Vertrauen und Teamgeist hält sie für die Schlüssel zum Erfolg.
Lebensraum für über 50.000 Menschen

Bergrheinfeld, Euerbach, Geldersheim, Niederwerrn, Poppenhausen, Wasserlosen und Werneck sowie Oerlenbach im Nachbarlandkreis Bad Kissingen machen seit 2002 „gemeinsame Sache“. Ferner wirken seit 2008 Dittelbrunn und seit 2009 Waigolshausen mit. Hier leben insgesamt rund 52.000 Menschen – so viele wie in der Stadt Schweinfurt.

In Unterfranken existieren inzwischen sage und schreibe 32 Kommunalallianzen. Das sind mehr als ein Viertel der knapp 120 in allen sieben bayerischen Regierungsbezirken; über 900 Gemeinden beteiligen sich. „Wenn die geistigen Schranken fallen, sind die kommunalen Grenzen zweitrangig“, berichtete Behördenleiter Eisentraut. Und: Abgestimmtes Handeln stärke die Wettbewerbsfähigkeit und erhöhe die regionale Wertschöpfung.

Leitlinie: Innenentwicklung hat Vorrang

Die ILE Oberes Werntal verabschiedete 2006 förmlich ein Entwicklungskonzept. Mit dem Modellprojekt FliZ (Flächenmanagement in interkommunaler Zusammenarbeit) setzte sie Maßstäbe; in der „Oerlenbacher Erklärung“ wurde die Innenentwicklung zur Leitlinie. Die „Bauhütte Obbach“ ging in Betrieb und festigte den hervorragenden Ruf des Oberen Werntals. Es kamen immer wieder neue Einfälle, um die Ortskerne zukunftsfähig zu gestalten. Aktuell steht der Begriff „Werntal-Dorf“ für das wohl größte interkommunale Denkmalschutzkonzept Bayerns.

Außerdem kooperieren die ILE-Gemeinden unter anderem beim Datenschutz beziehungsweise bei der Informationssicherheit, mit ihren Standesämtern und ihren Bauhöfen. 2015 wurde das Obere Werntal zur staatlich anerkannten Ökomodellregion aufgewertet. Seit 2009 erhält die ILE vom ALE Zuwendungen für die Personalkosten der Umsetzungsbegleitung; dieses Management liegt in Händen von Eva Fenn.

Wertvolle Erkenntnisse gewonnen

Jürgen Eisentraut resümierte: „Sie haben als ILE viel erreicht und uns auch Wertvolles zurückgegeben, nämlich ihre Erkenntnisse.“

Das lehrreiche Geschehen der vergangenen zwei Jahrzehnte ließ der Büttenredner Peter Kuhn, wie man es von ihm aus der Fernsehsendung „Fastnacht aus Franken“ kennt, in pointierter Betrachtung Revue passieren. Ein Gedichtvortrag, musikalische Einlagen und eine Präsentation der Werntaltracht bildeten weitere Höhepunkte des Festabends.