(17. März 2023) Würzburg – Eine Passage aus dem Buch Kohelet ist bestimmend gewesen beim Auftakt zu den Feierlichkeiten anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken. Schon seit 1912 gab es in Würzburg eine Zweigstelle des Landesamtes für Flurbereinigung. Zum 1. März 1923 trat ein neues Flurbereinigungsgesetz in Kraft, und damit erhielten die drei fränkischen Regierungsbezirke jeweils eine eigenständige Flurbereinigungsverwaltung. Dieses Jubiläum wird am 23. März 2023 mit einem Staatsakt im Beisein von Ministerpräsident Dr. Markus Söder begangen. Bedienstete der Würzburger Behörde trafen sich bereits am 9. März 2023 in der benachbarten Deutschhauskirche zu einer ökumenischen Dankandacht.
Die Wahl des Ortes brachte eine alte Verbundenheit zum Ausdruck. Diakon Dirk Rothmann von der evangelischen Deutschhauskirchengemeinde erklärte den ALE-Angehörigen, dass ein Teil von ihnen in geschichtsträchtigen Gebäuden des Deutschen Ordens arbeiten: „Es gibt sogar eine Tür von der ehemaligen Komturei zur Empore.“
Im Wesentlichen vorbereitet hat das Geschehen Baurat Walter Haimann. Er ist Gottesdienstbeauftragter in seiner Heimatgemeinde Himmelstadt und handelte hier nun mit ausdrücklicher Zustimmung des katholischen Würzburger Bischofs Dr. Franz Jung. „100 Jahre Flurbereinigungsverwaltung“, sagte Haimann den rund 50 Teilnehmenden, „das sind hunderte von Kolleginnen und Kollegen, hunderte Familien, hunderte Schicksale und hundert mal hundert Beteiligte, für die Sie da waren und sind. (…) Wir tun gut daran, in der ersten Feierstunde dieses Jubiläums ruhig zu werden, nachzudenken darüber, was wir sind und welchen Platz wir Gott einräumen.“ Der barmherzige Herr habe die ALE-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter durch Weltwirtschaftskrise, Krieg, Aufschwung, Stellenabbau und Neuerungen aller Art begleitet.
Aus dem Buch Kohelet, das aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus stammt, trug Haimann den Abschnitt vor, in dem es heißt: „Windhauch, das ist alles Windhauch.“ Die Rede ist von einem Menschen, der sich anstrengt, der tüchtig und fleißig ist, der es „mit Wissen, Kenntnis und Sachverstand“ zu etwas gebracht hat. Aber im nächsten Moment kann alles anders, alles dahin sein. – Ein Unglück? Schlimm?
Haimann verglich die Situation mit der Tätigkeit am Amt. „Sind die Feldeinteilungen, um die ich mühsam mit Beteiligten gerungen habe, heute noch zeitgemäß? Vielleicht sind sie gar nicht mehr da, inzwischen Gewerbegebiet, unter einer Umgehungsstraße oder sonstwie aus der Bewirtschaftung genommen.“ Die große Frage laute: Was bleibt? Kohelets Zwischenruf stecke voller Lebensweisheit. Er warne uns davor, uns im Vorläufigen und Diesseitigen zu verlieren. Vielmehr sollten wir uns öfter zurücknehmen und andere Meinungen akzeptieren, ganz einfach den Windhauch spüren. Haimann: „Ein Windhauch ist kein Sturm. Er ist angenehm warm, vielleicht auch mal eine kühlende Brise.“
„Unsere Arbeit hat immer mit Menschen zu tun“, stellte Abteilungsleiter Manfred Stadler fest. In den von ihm formulierten Fürbitten bat er unter anderem darum, dass die Amtsangehörigen der Unterschiedlichkeit aller gerecht werden, mit deren Eigentum sie umgehen, und dass sich alle gegenseitig unterstützen. Kraft, um sich positiv weiterzuentwickeln, wünschte er dem gesamten Kollegenkreis.
Mit einem Segensgebet brachte sich Amtsleiter Jürgen Eisentraut ein: „Herr, du bist da. Immer.“ Eisentraut zählte eine Reihe von Gelegenheiten auf, bei denen die Gegenwart Gottes zu erkennen ist. So auch: „Wenn Stress und Zeitdruck mir den Atem nehmen, danke, dass du da bist und mir von deiner Ruhe gibst.“
Nach dem gemeinsamen Schlusssegen von Dirk Rothmann und Walter Haimann stimmten das ALE-Caféhaus-Ensemble aus Karin Bischoff (Violine), Stefanie Dümig (Gitarre) und Roland Schneider (Akkordeon) sowie an der Orgel der dual Studierende Tobias Will als letztes Lied an: „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen …“